Mit dem Zug von Neugeschrei kommend - es ist Sonntag, der 02.06. - erkundete ich kurz vor meinem morgigen Ausgangspunkt (nämlich dort, wo ich im Oktober 2023 die Pilgerwanderung unterbrochen hatte) eine mir empfohlene Besonderheit: die Burg Křivoklát. Statt mit dem Zug bis Roztoky zu fahren, stieg ich eine Station davor aus und besichtigte die Burg.
Am meisten interessierte mich die Burgkapelle - sie ist gut erhalten.
In meinem Pilgerpaß habe ich beide Stempel eintragen können.
Nach dem Abstieg zog ein heftiges Gewitter auf, ich musste mich unterstellen,
..., aber auch das hatte seine Reize.
Im auströpfelnden Regen ging ich unter dem Regenschirm weiter und kam nach ca. 1 km zu dieser blauen Brücke, wo ich im letzten Herbst meine Pilgertour vorläufig beendet hatte.
Jenseits der Brücke liegt Roztoky und direkt am Ufer der Berounka das Hotel, in dem ich diesmal angemeldet bin. Es ist 17:45 Uhr, das Gewitter ist abgezogen.
Nun ist es Zeit, die vorgesehene Route des Jakobsweges unter die Lupe zu nehmen. Ich starte in Roztoky:
... und hoffe bis Zvíkovec zu kommen. Auf einer topographischen Karte, die ich (später) unterwegs abfotographierte, sieht die Strecke so aus:
1. Tag - Montag, 03.06.2024
Früh am Morgen verließ ich mein Zimmerchen (ich war der einzige Übernachtungsgast - das Hotel war morgens geschlossen) und ich hatte Glück, denn ein Lebensmittelladen gegenüber ermöglichte mir, Mineralwasser und den notwendigen Tagesproviant zu kaufen ...
... ich ging über die Brücke zurück zu meinem Startpunkt.
An der dortigen Straßenkreuzung bog ich nach links ab, wie es die Markierung des Jakobsweges vorgab. Die Straße führte in Serpentinen immer weiter nach oben. Als ich die Höhe erreicht hatte, bog der Jakobsweg nach links in einen Feldweg ab.
Wegen des Regens in den Tagen davor war das Gras sehr nass. Ich sägte mir deshalb aus einer Böschung einen Stab heraus, um damit das nasse Gras vor mir von Tropfen frei zu schütteln. Auch später im Wald war das notwendig. Leider habe ich dabei versäumt, auf die Wegzeichen zu achten, so dass ich - immer geradeaus gehend - gut 1 km vom Weg abgekommen war und wieder zurück gehen musste.
Doch diese schöne Aussicht hätte ich sonst nicht haben können.
Die Kirche war verschlossen. Ich ging erst einmal ins Gasthaus, aß dort zu Mittag und erkundigte mich, ob jemand den Schlüssel zur Kirche habe. Da wurde ich zu einer sehr netten Töpferin am Wege geführt, die neuerdings sogar Pilgern eine schlichte Übernachtung anbietet. Sie schloss mir die Kirche auf.
Kurz hinter Nezabudice kam ich an einen reißenden Bach, dessen Brückensteg wenig vertrauenserweckend war.
Wegen des Hochwassers war der kleine Bach mächtig angeschwollen - hier mitsamt meinem Rucksack hineinzufallen, wenn etwa die morsche Brücke unter mir nachgibt, dazu hatte ich wahrlich keine Lust. Ich holte mein Handtuch heraus, hängte es mir um den Hals und wollte notgedrungen doch
... durch die Furt waten. Das Foto vermittelt nicht im geringsten, wie tosend und schnell der Bach floß - auch beim Durchschreiten und Stützen mit einem Stock wäre nicht sicher gewesen, dass ich heil drüben angekommen wäre.
Da passierte etwas, das ich wieder einmal wie ein "Wunder" erlebte: gerade in diesem Moment kommt ein Landrover, dessen Fahrer mich netterweise mit auf die andere Seite mitnahm. Die ganzen 1,5 - 2 Stunden, die ich auf diesem einsamen Weg durch ein großes Waldgebiet musste, war kein einziges weiteres Fahrzeug gekommen!
Solche alten gepflasterten Wege mitten im Nirgendwo begeistern mich besonders. Ebenso wie tief eingeschnittene Hohlwege.
Mitunter ist der Weg auch versperrt.
Es ging jetzt ins Tal der Berounka hinab.
Da der Fluss mächtig über die Ufer getreten war, konnte ich der Wegführung des Jakobsweges nicht folgen und stieg entlang der Straße ins Dorf Týřovice hoch,
..., dessen Feuerwehrteich möglicherweise auch als Wassertretstelle, wenn nicht sogar als Badeteich angelegt ist.
Die Straße führte wieder ins Tal zu dieser blauen Brücke, auf der ich die mächtig angeschwollene Berounka erneut überquerte, um dahinter nach Skryje hochzusteigen.
Auf dem rechen Holzklotz befindet sich das nachfolgende Schild, aus dem hervorgeht, dass diese ganze Gegend einst unter dem Meeresboden gelegen hatte: versteinerte Muscheltiere names Trilobite zeugen davon.
Ich hatte Glück, dass die Besitzerin des Lebensmittelladens gegenüber der Kirche den Schlüssel zur Kirche hatte und mich netterweise einen Blick hineinwerfen ließ. Die Kirche ist dem Erzengel Michael geweiht.
Und dies ist mein Zimmerchen im Gasthaus Trilobit, wo ich nach einem anstrengenden, gut 17 km langen Fußmarsch übernachten konnte, - nachdem ich mich mit einem köstlichen böhmischen Abendessen gestärkt hatte.