Von Hýskov kommend erreiche ich nach gut 1 Stunde den Ort Nižbor. Da taucht im Morgennebel die Burg vor mir auf:
Dieser Anblick ist so schön, dass es lohnt, ihn im Zoom zu betrachten:
Vorne die Burgkirche, dahinter das Schloss.
Können Sie im Sockelbereich das Kreuz erkennen? Dort stehe ich jetzt gleich und schaue auf Nižbor hinunter:
Ein kurzer Weg bis zu dem Masten mit den LED-Strahlern. Dort befindet sich das nachfolgende Schild:
Wer es nicht lesen kann - übersetzt bedeutet das:
Kreuzung eines Breitengrades mit einem Längengrad.
Die tschechischen Begriffe dafür sind unglaublich anschaulich: Im Tschechischen bedeutet "Poledník" eigentlich "Die Mittagslinie" = Mittagschatten nach Norden? und "Rovnoběžka" die "Waagrechtläuferin".
In Nižbor an der Burg kreuzt sich der 14° Breitengrad mit dem 50° Längengrad.
Und das ist die Stelle, 30m weiter nach links:
Dies ist der Schlosshof vor dem Schloss, das ein Museum beherbergt.
Dann führt der Jakobsweg nach Westen in die Felder hinein ...
Am Ende dieser Lichtung steht der nachfolgende Baum mit Wegweisern
... noch 13 km bis Roztoky
Hier scheint es sonst etwas sumpfig zu sein ...
Dann trifft der Waldweg auf eine Waldstraße und führt durch eine Lichtung mit Wochenendhäusern
Das liebe ich am meisten an den Jakobswegen: die alten ausgetretenen und ausgefahrenen Hohlwege
noch 10 km bis Roztoky ...
Dieser Hochstand hat mich zur Mittagsrast eingeladen ...
... so ein gepflasterter Weg mitten im Wald zeigt, wie alt dieser Weg ist.
9,5 km bin ich nun schon gegangen, noch 5 km bis Roztoky ...
Was ist denn das mitten im Wald am Wegesrand weitab von jeder Siedlung?
Ein kleiner gemauerter Brunnen, in dem Wasser zu sehen war!
Jetzt geht es bergab ins Tal der Beraun ...
... kleine Hindernisse müssen manchmal umgangen werden
... der Abend bricht herein
Es wurde schon dunkel - dieses Bild ist leider künstlich überbelichtet.
Sehen Sie dort unten das blaue Geländer der Brücke über die Beraun?
Die weiße Brücke ist die Eisenbahnlinie.
Am Ende dieser Brücke mit dem blauen Geländer führt der Jakobsweg nach links weiter. Dort werde ich ihn - so Gott will und ich gesund bleibe - irgendwann fortsetzen, vielleicht schon in diesem Herbst.
Ich war am Ende der Brücke nach rechts weitergegangen, um zum Bahnhof zu gehen - hatte mich aber geirrt und musste wieder zurück, denn zum Bahnhof hätte ich mitten im Ort nach rechts abzweigen müssen. Im Bahnhofsgebäude gab es einen beheizten Warteraum, wo ich eine 3/4 Stunde auf den Zug warten musste, der mich nach Beroun zurück brachte.
Das war meine Pilgerwanderung im letzten Herbst. - Am nächsten Morgen überraschte mich auf dem Marktplatz ein sehr farbenfroher Markt. Dann ging ich zum Bahnhof und fuhr mit dem Zug nach Pilsen und von dort über Eger nach Deutschland zurück.
Vielen Dank für Ihr Interesse an dieser Pilgerwanderung!
Ich habe am Anfang von einer Burg gesprochen, so sah sie laut einer alten Zeichnung früher aus. Ihr heutiges Aussehen gleicht eher einem Schloss.
Für die Geschichtsinteressierten unter Ihnen - sofern Sie das nebenstehende tschechische Original nicht selbst lesen können - hier der Versuch einer sinngemäßen Übersetzung:
Das Schloss Nižbor
Das jetzige Schloss Nižbor verbirgt in sich noch Relikte einer mittelalterlichen Burg, die nach dem Muster der französischen Burganlagen gebaut worden war. Diese ließ einst der tschechische König Přemysl Otakar II bauen, ursprünglich im königlichen Jagdrevier. Die erste Erwähnung von Nizburk stammt aus der Zeit seiner Regierungszeit und ist auf das Jahr 1265 datiert.
Die Burg war ein Lieblingsort seines Sohnes und Nachfolgers auf den tschechischen Thron, König Václav II, der den Bau der Burg vollendete. In den unruhigen Zeiten seit Beginn der Luxemburgischen Herrschaft verschlechterte sich langsam der bauliche Zustand der Burg bis zum 16 Jahrhundert, als die vernachlässigte Burg in ein Renaissance-Schloss umgebaut wurde.
Das heutige Aussehen geht auf einen nicht besonders hochwertigen, dafür umso rasanteren grundlegenden Umbau zurück, den Graf Jan Josef Valdstejn in den Jahren 1720 – 1724 durchführen ließ. Den Umbau der Burgkapelle in eine Kirche in ihrer heutigen Gestalt veranlasste der tschechische Architekt František Maximilian Kanka, und zwar im Barockstil.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als das Anwesen unter der Herrschaft des Fürstengeschlechts Fürtenberg stand, wurde eine umfassende Sanierung der Fassaden und ein Innenumbau in den klassizistischen Baustil vorgenommen, namentlich die Abdeckung der barocken Holzdecke. Letzte bedeutungsvollere bauliche Reparaturmaßnahmen wurden in den 30-er Jahren des 19. Jahrhunderts durchgeführt. Vor allem der Austausch von Balken im Dach und die Vereinheitlichung der Dächer.
Erwähnenswert sind noch Vorschläge aus den 30-er Jahren des 20. Jahrhunderts, als der Bauunernehmer Antonín Jirusch seine Bauzeichnungen mit der Bemerkung versah: es wäre das Beste, das Schloss abzureißen und ein neues Herrenhaus zu bauen. Dazu kam es letzlich nicht mehr.
Seit dem Ende der 40-er Jahre diente das Schloss Wohnzwecken und im Jahr 1997 erwarb es die Gemeinde, die sich seither um seine Rettung bemüht.